Vor vielen Jahren habe ich bei einem Kunden OpenStage-VoIP-Telefone von Siemens eingerichtet: zwei an der Rezeption, eins im Büro. Ärgerlicherweise gab es da zwei Inkompatibilitäten bei der Fritz!Box und den Telefonen, die dazu geführt haben, dass wir letztlich auf einer zweiten #Fritz!Box eine Freetz-Firmware installiert haben, auf der ein #Asterisk lief. Das war so mittel stabil, weil die USB-Sticks, auf dem das Asterisk jeweils instaliert war, etwa ein Jahr hielten und dann nicht mehr ansprechbar waren. Das ließ sich jeweils durch einen neuen Stick und das einkopieren der bekannten Konfigurationsdateien beheben, aber dann ist so lange jedes mal die gesamte Telefonie ausgefallen.
Nun hatten wir die Schnauze voll und haben eine neue Lösung gesucht. Telefonanlagen sind für unseren Einsatzzweck viel zu komplex und kompliziert, denn eigentlich brauchen wir eben nur drei Nebenstellen, die sich gegenseitig Gespräche weiterleiten können und die man mit einem TAPI-Treiber an die Terminverwaltungssoftware anbinden kann, so dass eingehende Gespräche zugeordnet und ausgehende Gespräche aus der Software heraus gewählt werden können. Die ganzen anderen Funktionen verwirren eigentlich mehr als sie nützen.
Eine Telefonanlage als Software-as-a-Service (Sipgate Team oder Placetel) kam nur als Fallback in Frage, weil die Telefonie samt Flatrate bei der Telekom beibehalten werden sollte.
Die Lösung, die wir jetzt im Einsatz haben, ist erstaunlich unkomplex und funktioniert bislang prima. Wir haben einfach drei #Snom 760 VoIP-Telefone gekauft, die momentan preislich recht passabel sind und gut aussehen und sich auch gut anfühlen. Dazu die TAPI for snom vom gleichen Hersteller, von dem wir zuvor auch erfolgreich die TAPI for Asterisk im Einsatz hatten. Die kostet pro Installation 8€, was sehr überschaubar ist. Die TAPI spricht direkt mit den snom-Telefonen über deren praktisches Action-URL-System. Damit sind wir von der verwendeten Telefonanlage unabhängig, was die Komplexität der TAPI-Anbindung schon mal erheblich reduziert.
Als Telefonanlage dient nun wieder die Fritz!Box 7390, die leider nachwievor ein gravierendes Problem im Betrieb mit SIP-Nebenstellen hat: Die Wählhilfe kann nicht darauf wählen und auch der TAPI-Treiber von AVM ist höchst zickig, weil er SIP-Nebenstellen offiziell nicht unterstützt. Das lösen wir elegant mit der TAPI for snom. Vor allem aber unterstützt die Fritz!Box keinen Blindtransfer, also das Weiterleiten von laufenden Gesprächen, ohne vorherige Rücksprache mit dem Ziel der Weiterleitung. Man muss also erst eine Rückfrage initiieren und wenn die (zweite) Leitung zum Ziel steht, drückt man zwei mal auf den Transfer-Knopf und legt auf. Die Fehlermeldung, dass der Transfer nicht geklappt hat, kann man ignorieren. Das entspricht, je nach Situation, durchaus dem Standard-Workflow, aber so ein Blindtransfer ist schon eine feine Sache, damit man ein Gespräch mit einem Knopfdruck von der Backe hat, wenn man sowieso weiß, dass das Ziel abnehmen wird. Damit können wir erst mal leben, denn ansonsten funktioniert alles. Mit den OpenStage-Telefonen hat leider auch das nicht geklappt, also waren wir seinerzeit gezwungen, irgendeine andere Lösung zu finden. Die Dinger waren aber sowieso eine Zumutung (und dreist teuer), also ist es nicht schade drum.
Schade ist, dass die Fritz!Box nicht so lustige Spielchen wir Klingelpläne kann. Also etwa dass die öffentliche Nummer erst 10s an der Rezeption klingelt und danach auch im Büro. Umgekehrt dann für die direkte Büro-Nummer. Aber dafür haben wir ein Gerät und gleich mehrere Komplexitätsebenen weniger und das ist Trumpf an der Stelle.
Wer mehr will, sollte sich unbedingt Placetel oder Sipgate Team mal ansehen, da kann man sich schön austoben und es gibt die magische Autoprovisionierung, so dass man sich nicht mit der Konfiguration der Endgeräte beschäftigen muss.
Hier noch die Action-URL, die man auf eine beliebige Taste des snom-Telefons legen kann und mit der man eine Rückfrage bei einer fest eingestellten anderen Nebenstelle initiiert:
http://telefonname.fritz.box/command.htm?key=F_HOLD,20,200;*;*;6;2;1;ENTER
telefonname.fritz.box
ist der DNS-Name oder die IP-Adresse des zu steuernden Telefons (ja, man kann auch andere Telefone steuern und sich zum Beispiel Browser-Bookmarks für sowas anlegen), *;*;6;2;1
bedeutet, dass die Nebenstelle **621
gewählt wird, hier kann, mit ;
getrennt jede beliebige Nummer angegeben werden. Das ist es schon. Diese Aktions-URLs sind ein erstaunlich mächtiges Werkzeug, was mir die snom-Telefone sehr sympathisch macht. Yealink hat das wohl auch, aber dafür konnte ich keine so charmante TAPI-Lösung finden. Schade, denn die aktuellen Modelle sehen vielversprechend aus.
P.S. Ob man den Telefonen direkt die Telekom-SIP-Zugangsdaten hätte geben können und ob die Telekom die Weiterleiterei unterstützt, habe ich nicht ausprobiert, aber dieses Szenario wäre auch möglich gewesen.